Johann Reichhart gilt als einer der bekanntesten und berüchtigtsten Henker der deutschen Geschichte. Geboren 1893 in Schönwald, Deutschland, hinterließ er ein düsteres Erbe, das bis heute Historiker und die Öffentlichkeit gleichermaßen fasziniert und erschreckt. Reichhart war während der Zeit des Nationalsozialismus der offizielle Vollstrecker von Todesurteilen – seine Guillotine setzte er dabei unerbittlich ein.

Schätzungen zufolge führte Reichhart über 3.000 Exekutionen durch, eine Zahl, die seine Rolle als zentrales Instrument der NS-Terrormaschinerie verdeutlicht. Zu seinen Opfern gehörten politische Gegner, Widerstandskämpfer, Kriegsverbrecher und auch prominente Persönlichkeiten, wie Sophie Scholl, Mitglied der Weißen Rose. Sophie Scholl, die für ihren Mut und ihre Widerstandshandlungen gegen das Nazi-Regime bekannt ist, wurde am 22. Februar 1943 hingerichtet – und Johann Reichhart vollzog das Todesurteil.
Reichharts Karriere begann lange vor der NS-Zeit. Schon in der Weimarer Republik war er als staatlicher Henker tätig und setzte Todesurteile in Bayern um. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erlangte seine Rolle neue Dimensionen: Die Hinrichtungen nahmen drastisch zu, und Reichhart wurde zum Symbol der brutalen Durchsetzung von NS-Strafen.

Trotz der enormen Zahl seiner Opfer wird Reichhart von Historikern nicht nur als “Henker” gesehen, sondern auch als Teil eines staatlich organisierten Systems der Gewalt. Seine Arbeit war methodisch, präzise und professionell – Eigenschaften, die das makabre Handwerk des Henkers unterstrichen. Reichhart selbst äußerte später, dass er seine Pflicht als Teil des Justizsystems verstand, was nach wie vor zu kontroversen Debatten über Moral und Verantwortung führt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Reichhart vor Gericht gestellt. Er selbst erklärte, dass er lediglich Befehle ausgeführt habe und seine Arbeit im Rahmen des geltenden Rechts gesehen habe. Letztlich wurde er jedoch nicht für die Exekutionen während der NS-Zeit bestraft, obwohl seine Beteiligung an der Hinrichtung von Widerstandskämpfern wie Sophie Scholl moralische Fragen aufwarf, die bis heute diskutiert werden.

Reichharts Leben wirft ein Schlaglicht auf die Mechanismen von Macht, Recht und Gewalt in totalitären Regimen. Die Geschichte zeigt, wie ein Einzelner innerhalb eines staatlichen Apparats eine zentrale Rolle im Todesurteil von Tausenden spielen konnte, ohne selbst politisch aktiv zu sein. Seine Guillotine wurde zu einem Symbol des Schreckens, und sein Name ist untrennbar mit der dunklen Geschichte des Dritten Reiches verbunden.
Heute dient die Erinnerung an Johann Reichhart als Warnung und Mahnung. Historiker und Pädagogen nutzen seine Geschichte, um über Widerstand, Moral und die Verantwortung des Einzelnen im Staat zu reflektieren. Die Tatsache, dass er Menschen wie Sophie Scholl hingerichtet hat, macht seine Biografie besonders erschütternd und lehrreich zugleich.